Geschichte der Schulpartnerschaft

Geschichte der Schulpartnerschaft

Die Geschichte der Schulpartnerschaft ist eng mit der Gesamtgeschichte der PAB-Gesamtschule verknüpft.

Schon kurz nach ihrer Gründung im Jahre 1995 wurde beschlossen, dass sich diese neue Schule den Zielen der Agenda 21, einem entwicklungs- und umweltpolitischen Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert, mit einem Leitpapier zur nachhaltigen Entwicklung, beschlossen von 178 Staaten auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro (1992), verpflichtet fühlt.

Die Schule nutzte die bereits bestehenden Beziehungen des „Ökumenischen Eine-Welt-Kreises“ aus Werther zum Kibagare-Good-News-Centre in Nairobi zur Anbahnung einer Schulpartnerschaft. Der Gründungsdirektor der PAB-Gesamtschule, Werner Lakeberg, führte eine kleine Delegation an, die im Jahr 2001 in Nairobi einen Schulpartnerschaftsvertrag mit dieser Einrichtung abschloss. Im Jahr darauf erfolgte der Gegenbesuch der Schulleitung des Kibagare Good News Centres. In dieser Zeit wurde auch der Schulverein, der damals sogenannte „Kibagare-Club“ gegründet, der sich die Aufgabe stellte, innerhalb der Schule die Organisation der Partnerschaft zu übernehmen.

Vom Jahr 2003 an fanden alle zwei Jahre Begegnungsreisen mit Workcamps nach Kenia statt, an denen immer 10 bis 12 Schülerinnen und Schüler mit zwei begleitenden Lehrkräften teilnahmen. Für einen Monat lebten sie an der Schule in Kibagare, einem Slumgebiet in den Nairobi-Westlands, waren in der Schule untergebracht und lebten und arbeiteten gemeinsam mit den kenianischen Partnerschülern. Unter anderem wurde ein Sportplatz angelegt, eine Mülltrennungsanlage gebaut, Erweiterungsbauten errichtet und Müllsammelaktionen durchgeführt. Im Wechsel zu den Besuchen in Nairobi fanden Gegenbesuche statt, bei denen kleine kenianische Delegationen in Werther und Borgholzhausen zu Besuch waren und das Familien-, Berufs und Schulleben hier bei uns kennen lernten. Besucht wurden neben touristischen Zielen u.a. Arbeitslosen- und Umweltinitiativen.

Unter Einbeziehung lokaler Partner wurde der Kontakt kontinuierlich zu einer lebendigen Partnerschaft ausgebaut.

Charles und Reimund

Ein wichtiger kenianischer Ansprechpartner war für uns schon in dieser Zeit Mr. Charles Nyakundi Mirimba, ein ehemaliger Ordensbruder und Lehrer in Kibagare. Als dieser aus der Einrichtung ausschied und im Jahre 2001 eine eigene Schule gründete, unterstützte unser Verein auch diese Neugründung. Im Jahre 2007 fand die letzte Reise nach Kibagare statt, bevor sich unser Verein entschloss, künftig ausschließlich die neu gegründete Schule, das „Mother of Mercy Centre“, zu unterstützen. Der Verein wurde neu gegründet und erhielt den Namen „Mother-of-Mercy-Centre-Schulpartnerschaftsclub“.

Seit dem Jahr 2009 fanden bis 2015 vier Workcamps mit Schülerinnen und Schülern dieser Schule, die auch in den Slumgebieten der Nairobi-Eastlands liegt, statt. Das Herzstück der Workcamps 2013 und 2015 stellte jeweils eine einwöchige Baumpflanzaktion im Aberdare-Nationalpark dar. Dort arbeiten wir schon seit 2012 durch Vermittlung des Wertheraner Umweltbeauftragten, Werner Schröder, mit einer sehr erfolgreichen lokalen Umweltgruppe „Friends of Kinangop Plateau“ zusammen, die sich zum Ziel gesetzt hat, die vom Aussterben bedrohte Vogelspezies „Sharpe’s Longclaw“, zu deutsch Zitronenpieper, und auch andere Arten, zu schützen. Sie tun dies, indem sie die Farmer der Gegend zu überzeugen versuchen, ihr Grasland nicht unter den Pflug zu nehmen und es der Maisindustrie auszuliefern, sondern es so zu lassen wie es ist und Schafe darauf weiden zu lassen. Unsere Partner, die „Friends of Kinangop Plateau“ haben den Farmern durch die Gründung einer Wollspinnerei, Weberei und Färberei inzwischen Absatzmöglichkeiten für ihre Wolle geschaffen. Sie haben Färbetechniken (auch in Werther) erlernt, sie weben Teppiche, Schals, stricken Pullover, Mützen und dergleichen.

Neben den Begegnungsreisen unterstützte unser Verein das MMC wirtschaftlich. Es wurden Gelder für die Erweiterung der Schulgebäude, zur Anschaffung von Kleinbussen und eines Traktors als Investitionen zur Finanzierung der laufenden Kosten der Schule zur Verfügung gestellt. Es wurde ein Wassertank gebaut, der die Schule mit Trinkwasser versorgt. Die Schule war all die Jahre sehr bemüht, sich nachhaltig zu entwickeln, um von Spenden unabhängig zu werden.

In den Jahren 2010/2011 erfuhr die Partnerschaft einen herben Rückschlag, als das Gebäude der Secondary School in Donholm, das erst kurz zuvor durch Spenden des Bürgerkomitees Steinhagen errichtet worden war, durch einen Akt des sogenannten „land-grabbing“ skrupelloser Bodenspekulanten, zerstört wurde. Das Mother of Mercy Centre wehrte sich durch Demonstrationen und öffentliche Aktionen vehement gegen dieses illegale Vorgehen. Der Prozess zur zivilrechtlichen Kompensation des Schadens läuft seit 2011. Im Jahr 2015 wechselte das MMC den Anwalt und hofft weiterhin auf Schadensersatz.

Das MMC hat mit jedem weiteren Jahr mehr Schülerinnen und Schülern aus den Slumgebieten eine Chance auf Schulbildung gegeben, so dass im Jahr 2015 ca. 950 Schülerinnen und Schülern an vier Schulstandorten zur Schule gehen konnten – zwei in der Hauptstadt Nairobi, einen in Kisii (im Nordwesten des Landes gelegenen Provinzhauptstadt, der Heimatstadt von Charles Nyakundi) und einer in Mombasa. (Weitere Informationen zur Geschichte des MMCs finden Sie hier

Im Sommer 2015 hat der Schulleiter des MMC’s, Charles Nyakundi, unser langjähriger Partner und Freund, einen schweren Schlaganfall erlitten, von dem er sich nicht vollständig erholen konnte. Er traf die Entscheidung, drei der vier Schulstandorte zu schließen und sie entweder anderen Nutzern zu überlassen oder die Gebäude anderen Zwecken zuzuführen, und nur noch einen weiterzuführen. Da dieser Schulstandort – Donholm, in den Eastlands von Nairobi – aber eine reine Grundschule ist, sahen wir uns gezwungen, unsere bisherige Partnerschaft zu beenden, da wir mit einer Grundschule keinen Schüleraustausch und Begegnungsreisen durchführen können.

Der MMC-Schulpartnerschafts-Verein der PAB Gesamtschule hat sich nach vielen Diskussionen untereinander sowie mit unseren kenianischen Partnern und (auch juristischen) Beratungen entschlossen, den Verein weiterzuführen und eine andere Schule als Partnerschule zu gewinnen. Außerdem wurde zunehmend der ökologische Gedanke wichtiger, sodass wir uns auf die Suche nach einer neue Schule mit ausgerichtetem ökologischem Profil machten.

 

Samuel BakariSamuel Bakari  Dominik KimaniDominik Kimani

Wir wandten uns an Samuel Bakari und Dominic Kimani, die Vorsitzenden der Umweltgruppe „Friends of Kinangop Plateau“. Sie arbeiten eng mit Schulen in ihrer Region zusammen und haben uns die Gituru Secondary School als neuen Partner wärmstens empfohlen. Wir folgten ihren Ratschlägen und strebten den Kontakt zu der Schule an. Am 10.02.16 beschloss die Jahreshauptversammlung eine Satzungsänderung und einen neuen Namen. Der Verein führt seit dem den Namen „Afrika-Schulpartnerschaftsclub der Peter-August-Böckstiegel-Gesamtschule Borgholzhausen/Werther e.V.“, kurz: „PAB-Afrika-Club“.

Im April 2016 unterzeichneten wir mit der Gituru Secondary School eine Absichtserklärung. Nach dem ersten Workcamp 2017 mit der Gituru Secondary School und dem ersten Rückbesuch 2018 dieser Schule wird hoffentlich der Grundstein für eine lange Partnerschaft gelegt.